Hamburger Landungsbrücken: Stahlkonstruktion der Superklasse

Die Hamburger Landungsbrücken sind nicht nur für waschechte Hamburger ein Wahrzeichen, sondern auch weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt. Als Touristenattraktion, Verkehrsknotenpunkt und Schiffsanleger sind sie seit mehr als 150 Jahren fester Bestandteil des Hamburger Hafens. Im vergangen Jahr wurden sie saniert. Die Altenwerder Schiffswerft, ein Traditionsunternehmen aus Hamburg, fertigte und montierte die Stahlkonstruktionen für die Hochwasserschutzwand an der neuen Promenade, die das Wahrzeichen Hamburgs in einem neuen Licht erstrahlen lassen. Die Komplexität des Projekts machte es notwendig, dass die Landungsbrücken einige Monate lang für Hamburger und Touristen gesperrt waren. Die Eröffnung der neuen Hafenpromenade wurde gemeinsam mit dem 820ten Hafengeburtstag gefeiert und so zu einem einmaligen Event.

Die Maßnahmen an den Landungsbrücken waren Bestandteil des Hochwasserschutzprogramms der Freien und Hansestadt Hamburg. Dieses Projekt stellte den Schlussstein der vor einigen Jahren begonnenen Hauptdeichlinie „St. Pauli Landungsbrücken Mitte“ dar. Den Auftrag erhielt die Altenwerder Schiffswerft im Zuge einer öffentlichen Ausschreibung von dem Landesbetrieb für Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) am 24.05.2007. Inhalt dieses Auftrages war sowohl die Aufstellung von statischen Berechnungen als auch die Konstruktion und Werkstattplanung anhand der durch den LSBG vorgegebenen Entwurfsplanung. Die Leistung der Altenwerder Schiffswerft umfasste im Wesentlichen folgende Bauteile:

– ca. 220 lfm Stahlverblendkonstruktionen der neuen Kaimauer, bestehend aus Stahlplatten mit den Einzelabmessungen B x H x L = 6.000 x 1.750 x 15 mm, die auf einer zuvor auf den Kaimauerbeton gedübelten Stahlunterkonstruktionen montiert wurden.
– Lieferung von Stahlübergangskonstruktionen im Bereich der Landungsbrücken Nr. 6, 5, 4 und 3.
– Stahlverkleidung der Fassade des historischen Gebäudes im Bereich des ehemaligen Brückenhauses und der ehemaligen Durchgänge.
– Lieferung von ca. 190 lfm schwerem Promenadengeländer.
– Lieferung von insgesamt 58 Stück Anprallschutzrohren Ø 219 x 25 mm als Abweiserrohre für Treibgut und Schiffsstoß im Hochwasserfalle.

Die Hauptschwierigkeit dieser Baumaßnahme lag darin, dass sämtliches Material nur von der Wasserseite antransportiert und montiert werden konnte. Diese Auflage wurde seitens des LSBG als Vertragsbestandteil vorausgesetzt, um die allgemeinen Beeinträchtigungen an den Landungsbrücken durch die Baumaßnahme möglichst gering zu halten. Zu diesem Zweck wurde von der Altenwerder Schiffswerft eine entsprechende Schute mit einem Hebezeug versehen, so dass die einzelnen Bauabschnitte von der Wasserseite aus bedient werden konnten. Die Versorgung des Baus wurde durch einen Shuttlebetrieb von einem Ausrüstungskai in der Nähe der Fertigungshalle der Altenwerder Schiffswerft sichergestellt.

Die Projektleitung übernahm Wolfgang Stolle von der Altenwerder Schiffswerft. Die Gesamttonnage von ca. 230 Tonnen Stahl wurde in der Werkstatt der Altenwerder Schiffswerft vorgefertigt. Anschließend wurden sämtliche Bauteile in einer Verzinkerei feuerverzinkt und zudem mit einem Korrosionsschutz versehen. Die so fertiggestellten Elemente wurden an einem Ausrüstungskai verladen und mittels Schiff zu den Landungsbrücken transportiert. Dort wurden sie mit dem Hebezeug aufgenommen und im Bereich der Promenade endmontiert.

Auf einer Länge von 220 Meter glänzen heute die silbrig-grauen, akkurat installierten Verblendplatten. In einer Montagezeit von 13 Monaten wurden ca. 230 Tonnen Stahl verbaut. Zulieferer für den Werkstoff war die Knauff Interfer Gruppe. Bei dieser Baumaßnahme gab es einerseits den architektonischen Anspruch, dass sich diese Maßnahme in das Gesamtensemble der Landungsbrücken optisch eingliedert, als auch die funktionale Notwendigkeit einzelner Bauteile. So halten die Abweiser- und Haltepfähle aus Rohr Ø 219 x 25 mm mit den Längen 3,00 bzw. 3,80 m und einem Einzelgewicht von ca. 500 Kilogramm sowohl im Hochwasserschutzfalle Treibgutstoß und Schiffsanprall von der Promenade und damit von dem historischen Gebäude fern, gleichzeitig dienen sie aber auch als Lampenträger für die Promenadenbeleuchtung. Auch das sehr massiv ausgelegte Promenadengeländer, welches ebenfalls für eine erhöhte wasserseitige Anpralllast ausgelegt ist, wirkt gleichzeitig mit seinem hochglanzpolierten Edelstahlhandlauf als exklusives Bauteil und ist heute wichtiger Bestandteil der Gesamtpromenade.

Um die ca. sieben Meter breite Promenade auch im Bereich der Landungsbrücken unterzubringen, mussten diese eingekürzt werden. Hierzu wurden die betreffenden Landungsbrücken ausgeschwommen, eingekürzt und nach erfolgter Überarbeitung wieder eingehängt. Im Übergangsbereich der Landungsbrücken auf die Promenade wurde von Seiten der Altenwerder Schiffswerft ebenfalls eine Stahlkonstruktion montiert. Dieser Übergangsbrückentisch besteht aus einer aufgeständerten Pierplatte, die heute in die Promenade integriert ist. Diese Pierplatte besitzt vier Einstiegsluken, so dass jederzeit von hier aus ein Zugang zu den Brückenlagern der Landungsbrücken möglich ist. Aus Sicherheitsgründen ist die Pierplatte mit einer Spezialbeschichtung versehen, die wiederum mit Quarzsand rutschfest eingestreut wurde. So ist nicht nur der jederzeitige Zugang zu den Brückenlagern, sondern auch der Ausbau der Landungsbrücken sichergestellt, ohne dass hiervon die Promenadenkonstruktion beeinträchtigt werden würde.

Der Anspruch von Seiten des LSBG, dass sämtliche Stahlbauteile feuerverzinkt und beschichtet zu liefern waren, stellte die Altenwerder Schiffswerft vor eine große Herausforderung. Sämtliche Bauteile wurden bereits fertig beschichtet auf die Baustelle angeliefert und mussten aus diesem Grund besonders behutsam und vorsichtig montiert werden. Bis auf wenige punktuelle Ausbesserungen ist dieses Konzept auch von der der Altenwerder Schiffswerft akkurat umgesetzt worden.

Das gute Zusammenspiel von Konstruktion, Planung und Ausführung sowie die exakte Umsetzung der planerischen Unterlagen in der Fertigung mit der anschließenden zügigen Montage haben das Projekt pünktlich zum Hafengeburtstag 2009 enden lassen. Die heutige Optik der neuen Promenade wird wesentlich durch die gute handwerkliche Arbeit der Altenwerder Schiffswerft geprägt, die sich weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus mit Bauwerken für den Hochwasserschutz im Norden engagiert.

Die Altenwerder Schiffswerft hat mit diesem exponierten Projekt ihre herausragende Leistung für den Hamburger Hochwasserschutz fortgesetzt.